»66 Tage umsonst gearbeitet«

Diakonie Bayern zum Equal Pay Day

Zwei Frauen in dunkelblauer Dienstkleidung stehen in einem Büro.

Nur einen Tag vor dem Weltfrauentag am 8. März wird in diesem Jahr der Equal Pay Day begangen. Bis zum 7. März 2023 haben Frauen in Deutschland – rein rechnerisch – umsonst gearbeitet. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen schließt sich erst nach 66 Tagen. »Auch wenn  der Gender Pay Gap in den letzten Jahren etwas reduziert werden konnte – er beträgt immer noch 18 Prozent«, so Sabine Lindau, Vorständin ‚Flucht, Migration, ‚Integration‘ sowie ‚Kinder, Jugendliche, Familie, Frauen‘ und Verbandsvertretung im Diakonischen Werk Bayern. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes verdienen Frauen im Schnitt pro Stunde 20,05 Euro brutto, Männer hingegen 24,36 Euro.

Die Diakonievorständin wies außerdem darauf hin, dass der Gender Pay Gap auch im europäischen Vergleich außerordentlich hoch sei. »Frauen in der EU verdienen im Schnitt 13 Prozent weniger als ihre Kollegen – in Deutschland liegt diese Quote bei 18 Prozent.« Auch wenn der Gender Pay Gap in Deutschland damit im Vergleich zu 2020 um drei Prozent gesunken sei, wäre eine derartige Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nicht akzeptabel.

»Wir alle kennen die Ursachen«, so Lindau weiter. »Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Berufen sowie in Teilzeit.« Dazu zählen die für die Gesellschaft  so wichtigen personenbezogenen und sozialen Berufe wie Krankenschwester oder Erzieherin, die zudem noch geringere Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten bieten. Familienbedingte Unterbrechungen durch Elternzeit oder die Pflege von Angehörigen verstärken diesen Effekt: »Solche ‚Fehlzeiten‘ wirken nach – beim Wiedereinstieg in den Beruf, bei der jeweiligen Lohnentwicklung bis hin zur Rente.«

Lindau fordert darum eine generelle Aufwertung sogenannter »frauentypischer« Berufe und Leistungen. »Dabei geht es um das Gehalt ebenso wie um die gesellschaftliche Anerkennung.« Damit verbunden ist der Diakonie zufolge auch die gerechte Verteilung der Care Arbeit, also der Sorgearbeit um die Familie. Wäre diese besser zwischen Männern und Frauen aufgeteilt, könnte man auch die Lohnlücke reduzieren. »Würden Männer und Frauen ihre Arbeitszeit zu gleichen Teilen für die Care Arbeit reduzieren, könnte der Gender Pay Gap verringert werden.«

Zwar legt die diesjährige Kampagne zum Equal Pay Day den Focus auf die Kunst- und Kulturbranche; hier ist der Gender Pay Gap mit 30 Prozent besonders hoch. Aber, so Lindau: »Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist ein branchenübergreifendes Problem – und muss überall angegangen werden.«

Hintergrund: Der Equal Pay Day markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke, der laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent in Deutschland beträgt (Stand 7. März 2022). Angenommen, Männer und Frauen bekämen den gleichen Stundenlohn, dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Rechnet man den Wert in Tage um, arbeiten Frauen im Jahr 2023 insgesamt 66 Tage umsonst.

Der Equal Pay Day 2023 ist darum der 7. März 2023.

Seit 2008 soll mit dem Equal Pay Day auf die Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen aufmerksam gemacht werden.

 

Quelle: Pressestelle Diakonisches Werk Bayern | Pressesprecher: Daniel Wagner

Hilfe im Leben – Diakonie Erlangen