v.l.: Alexandra Bendrich von der Diakonie Erlangen, Peter Schmidt, Chef der Schlosserei Schmidt, Batre, Metallbauer bei der Schlosserei Schmidt, Tamam, gelernter KFZ-Mechatroniker, Carmen Wurm vom Flüchtlingshilfeverein »Hand in Hand Baiersdorf«.
Diakonie Erlangen und »Hand in Hand«
Alexandra Bendrich von der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Diakonie Erlangen kümmert sich um etwa 200 Menschen aus mehreren Gemeinschaftsunterkünften im Erlanger Umland. Seit über 25 Jahren arbeitet die Sozialpädagogin mit Migranten*innen. »Kein Fall gleicht dem anderen, kein Mensch gleicht dem anderen«, so die 52-Jährige. Manchmal gingen die geschilderten Schicksale ganz schön an die Nieren. Die sich ständig ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen erschweren die Arbeit. »Man muss sich immer wieder fortbilden und sehr flexibel auf Änderungen reagieren.« Dabei seien die Geflüchteten nicht nur von immer neuen Regelungen betroffen, sondern auch von der schwankenden Stimmung in der Bevölkerung.
Bendrich und der Flüchtlingshilfeverein »Hand in Hand« aus Baiersdorf wollen in dieser Situation Verlässlichkeit schaffen. »Wir informieren uns gegenseitig, wenn wir Probleme und Unterstützungsbedarf sehen.« Nicht nur untereinander auch innerhalb der Gemeinde haben die Flüchtlingshelfer*innen ein enges Netzwerk geknüpft. Sprachkurse, Kindergarten-, Schul-, Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Nachhilfe, Wohnung, Führerschein, Juristen*innen, Ärzten*innen, Psychotherapien, Ämterangelegenheiten, Familiennachzug – um all das in den Griff zu bekommen, braucht es viel Wissen und eben auch Vitamin B. Carmen Wurm von »Hand in Hand«: »Ohne Alexandra Bendrich kämen wir ganz oft nicht weiter. Sie hat das nötige Fachwissen in vielen Bereichen«. Ob freiwillig oder hauptamtlich engagiert – eines verbindet dabei alle: »Wir machen das aus Überzeugung, das ist mehr als nur ein Job«, so Bendrich.
»Ich möchte dafür sorgen, dass die Geflüchteten hier eine gerechte Chance bekommen«, sagt die 52-Jährige. Alleine, ohne diese Hilfe, sei es vor allem am Anfang unmöglich, betont Batre. Insgesamt zehn jungen Äthiopiern aus Baiersdorf konnte Bendrich und der Helferkreis zu einer Lehrstelle verhelfen. Und auch viele irakische und syrische Flüchtlinge haben es inzwischen zu Wohnung, Ausbildung oder Job geschafft.
Integration ist schwer messbar
Was gelungene Integration ist, könne man nicht verallgemeinern, meint Alexandra Bendrich. Es komme immer auf den Ausgangspunkt an. Eine Erfolgsgeschichte sei etwa, wenn es eine Frau schaffe, sich aus einer unglücklichen Ehe zu befreien und in kleinen Schritten selbständig werde. Oder wenn Einheimische und Geflüchtete sich gegenseitig unterstützen – als fester Bestandteil im örtlichen Fußballteam oder bei den benachbarten Senioren*innen im Garten.
Im Gegensatz zu den 2015 eingereisten Syrern*- innen hätten etwa junge Äthiopier*innen nie einen offiziellen Sprachkurs besuchen dürfen, der doch die Voraussetzung für einen Schulabschluss oder eine Arbeitsstelle ist. Was Batre und Tamam geschafft hätten, sei deshalb nicht nur ein Integrationserfolg, sondern Ergebnis ihres enormen Fleißes und Durchhaltevermögens, meint Bendrich.
Vertrauen hilft durch Corona-Zeiten
Das Vertrauen, das die Geflüchteten den Helfenden von »Hand in Hand« und der Diakonie Erlangen entgegenbringen, hilft auch, die Unterstützung in Zeiten der Corona-Pandemie auf Laufen zu halten. »Sie geben per Telefon, E-Mail oder SMS Bescheid, wenn sie Probleme haben«, so Bendrich. Natürlich könne man das persönliche Gespräch nicht ersetzen. Etwa einmal die Woche ist die Sozialpädagogin in der jeweiligen Gemeinde kurz vor Ort, um Unterlagen zu holen oder zu bringen und um im Freien mit Abstand und Maske Gespräche zu führen.
Denjenigen, die eine Arbeit hätten, ginge es relativ gut. »Sie haben eine Aufgabe und können der Enge der Unterkünfte entfliehen.« Für andere, die nicht arbeiten dürften, sei die Situation nicht so viel anders als vor der Krise. Sie müssten zum Teil schon seit Jahren mit der Isolation zurechtkommen. Andere hätten aber auch Angst wegen des engen Zusammenlebens in den Unterkünften, meint Carmen Wurm. Bendrich hofft, dass die Integrationsarbeit nicht »der Corona-Sparkeule« zum Opfer fällt.
Neues Beratungsangebot in Möhrendorf
Seit Anfang des Jahres ist Alexandra Bendrich auch zuständig für die Gemeinschaftsunterkunft in Möhrendorf. Nach der Insolvenz des ASB im Landkreis ist dieser aus der Flüchtlingsarbeit ausgestiegen, sodass zahlreiche Gemeinden nicht betreut waren. Die Diakonie Erlangen hat diese Lücke wieder gefüllt. Es liege viel Arbeit vor ihr, sagt die Sozialpädagogin.
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