Ausbildungsmarkt: »Das Matching funktioniert nicht«
Obwohl die Pandemie dazu geführt hat, dass es weniger Ausbildungsstellen gibt, stehe man in Erlangen insgesamt noch ganz gut da, meint Wolfgang Gremer, Leiter der Jugendwerkstatt bei der Verleihung des Gütesiegels. Aber auch hier gilt: »Das Matching von Azubi zu Betrieb funktioniert oft nicht.« Einer der Gründe dafür sei die seit Jahren andauernde Bestenauslese. »Das Abitur und der mittlere Schulabschluss sind zur Leitwährung auf dem Ausbildungsmarkt geworden, junge Menschen mit einem Hauptschulabschluss haben dagegen kaum noch Chancen auf einen unmittelbaren Start in die Ausbildung – nur 45 Prozent schaffen diesen direkten Einstieg.«
Basis für ein gelingendes Leben
Unter denen, die nicht sofort einen Ausbildungsplatz finden, sind auch sozial stark benachteiligte Jugendliche, die eine individuelle Förderung brauchen. Manche fallen erstmal ganz durchs Raster und werden dann von Institutionen wie dem Jugendamt, der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter bzw. der GGFA an die Jugendwerkstatt vermittelt. Hier werden die Jugendlichen besonders gefördert – fachlich und in ihrer persönlichen Entwicklung, um später auf dem normalen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. »Unser Fokus liegt nicht nur auf der Herstellung von Möbeln«, erklärt Gremer. »Unser Kerngeschäft ist die Ausbildung junger Menschen, denen wir eine Basis für ein gelingendes Leben mitgeben wollen«. Neben den fachlichen Lehrinhalten nehmen die Auszubildenden sehr viel mehr in der Jugendwerkstatt mit: Regelmäßig nehmen sie an pädagogischen Aktivitäten, wie gemeinsame Kanutouren und intuitives Bogenschießen teil. Außerdem werden sie von Mitarbeitenden persönlich beraten und unterstützt, wenn sie Schwierigkeiten im Alltag haben. Die Vermittlungsquote der Jugendwerkstatt-Lehrlinge auf den normalen Arbeitsmarkt liegt bei über 80 Prozent.
Anforderungen übertroffen
Die Verleihung des Gütesiegels fand im Freien vor der Jugendwerkstatt in Eltersdorf statt. Partner*innen, Förderer*innen, Auszubildende u.v.m. kamen und drückten ihre Wertschätzung aus. Unter den Gästen waren Matthias Ewelt, Vorstandsmitglied der Diakonie Erlangen, Annekathrin Preidel, Präsidentin der Landessynode der Ev.-luth. Landeskirche, Dekan Peter Huschke, Dorothea Kroll-Günzel, Geschäftsführerin der KDA (kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt) Kirche und Arbeit, Tanja Hintergräber und Marc Walter, Vertreter*innen der GGFA Erlangen. Außerdem die Politiker*innen, Martina Stamm-Fibich, Mitglied des deutschen Bundestages und Vorsitzende des Petitionsausschusses, Dr. Martin Oberle, stellvertretender Landrat aus Erlangen-Höchstadt, Dieter Rosner, Sozialreferent der Stadt Erlangen, Dr. Elisabeth Preuß, ehem. Erlanger Bürgermeisterin, sowie Barbara Klamt, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit. Sie übergab auch das Gütesiegel und betonte, dass die Jugendwerkstatt mit ihrer Arbeit viele Erwartungen übertroffen habe.