Die Diakonie Erlangen bittet Bürgerinnen und Bürger um Spenden: »Erste Hilfe gegen Armut«

Unter dem Motto »Hinschauen, wo andere wegsehen!« sammelt die Diakonie Erlangen Spenden für bedürftige Menschen vor Ort. Eingesetzt werden die Spendengelder vor allem, »wenn Hilfe unbürokratisch und schnell benötigt wird«, so Hartmut Walter von den Hilfen für Menschen in Wohnungsnot.

Wer hierzulande arm ist, erlebt häufig Ausgrenzung oder Vorurteile. »Armut bleibt oft versteckt hinter den eigenen vier Wänden, nicht sichtbar für den Normalbürger«, erklärt Sabine Hornung, Bezirksstellenleiterin und Bereichsleitung der Sozialen Dienste der Diakonie Erlangen. »Die Existenz von Menschen ist zwar gesichert, für ein normales Leben, gesellschaftlich gut integriertes Leben reicht es aber nicht«, weiß Hornung.

Armut verfestigt sich

Jedes zehnte Kind unter 15 Jahren ist in Erlangen auf Hartz IV angewiesen. Bereits 5000 Erlangen-Pässe wurden in diesem Jahr ausgestellt. Betroffen sind vor allem Senioren, kinderreiche Familien und Alleinerziehende. Trotz Erwerbsarbeit kommen sie kaum über die Runden. Niedrigste Gehälter und prekäre Arbeitsbedingungen sind Grund dafür. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Erwerbsarmen entsprechend verdoppelt. Aber auch chronische Erkrankungen, explodierende Miet- und Energiekosten, geringen Renten und Arbeitslosigkeit führen Menschen in die Armut.

Private Spenden dringend gebraucht

Mehrere Beratungs- und Hilfestellen der Diakonie Erlangen unterstützen Betroffene. Private Spendengelder von Erlangerinnen und Erlangern werden in diesen Einrichtungen dringend für unbürokratische Hilfen gebraucht - beispielsweise um Schulmaterialien für Kinder, Medikamentenzuschüsse, Haushaltsgeräte oder orthopädische Hilfsmittel für einkommensschwache Menschen zu finanzieren. 

Hilfen für Menschen in Wohnungsnot

»Wohnen ist das soziale Thema unserer Stadt«, sagte am Donnerstag Bürgermeisterin Dr. Elisabeth Preuß. So arbeitet das städtische Sozialamt eng mit den ,Hilfen für Menschen in Wohnungsnot‘ der Diakonie Erlangen zusammen. Die Stadt stellt Wohnungen für Menschen ohne eigene Bleibe zur Verfügung. Hartmut Walter von der Diakonie betreut Frauen und Männer, die in diesen städtischen, sogenannten Verfügungswohnung leben.  Bei rund 50% seiner Klientinnen und Klienten gelingt es ihm, diese wieder in eigene Wohnungen und Mietverträge zu vermitteln. Das ist aber nur ein Teil seiner täglichen Arbeit. »Es klingt immer so pathetisch«, sagt Walter, »aber zunächst `mal nehme ich Anteil am Schicksal der Leute und gebe den Menschen Würde, die sie selbst kaum mehr empfinden können«. Er weiß, welch trauriges Schicksal sich hinter manchem Elend verbirgt: Gewalt- und Missbrauchserfahrungen, familiäre Schicksalsschläge, akute oder chronische Erkrankungen, Schulden.

Bei Erich H.* war es eine schmerzhafte Trennung, die alles ins Rollen brachte: Der gelernte Großhandelskaufmann lebt und arbeitet in Erlangen, als er mit 34 plötzlich aus der Bahn gerät: Eine zunächst verheißungsvolle  Beziehung zerbricht, was der junge Mann »nervlich nicht verkraftet«. Er betäubt sich mit Alkohol, verliert die Kontrolle und schließlich die Arbeit. Nach einem Klinikaufenthalt verliert er seine Wohnung – und damit schließlich alle Sicherheiten. Über die Stadt bekommt er damals eine Verfügungswohnung, meldet sich beim Jobcenter und absolviert zahlreiche Fortbildungen.  Doch es klappt nicht mit einem Job. Erich H.: »Die ganze Situation hat mich psychisch stark mitgenommen«. So wird er rückfällig und begibt sich in der Folgezeit immer wieder in Behandlung. »Wer nicht gleich wieder auf die Beine kommt und schnell den Weg zurück in die Arbeitswelt findet«, das weiß sein Betreuer Hartmut Walter, »der fasst oft schwer wieder Fuß«.

Heute spielt Alkohol keine Rolle mehr im Leben von Erich H. Zu schaffen machen ihm aber diverse Krankheiten: Er leidet unter anderem an Osteoporose und kann an manchen Tagen kaum gehen. Ein Antrag auf Erwerbsminderungsrente läuft. Erich H. ist froh über die Hilfe der Diakonie Erlangen: »Ich wüsste ja gar nicht, zu welcher Anlaufstelle ich müsste.«

Obwohl Erich H. mit sehr wenig Geld auskommen muss, hört man ihn nie klagen. Er ist ein genügsamer Mensch. Was er sich wünscht? »Dass es besser geht mit der Gesundheit«, und er mal wieder seine Schwester in Hammelburg besuchen könne. Was für andere banal scheint, ist für Menschen mit wenig Geld oft Luxus.

*Name geändert

Spendenkonto:

Diakonie Erlangen
IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74
BIC: BYLADEM1ERH
Sparkasse Erlangen
Stichwort: Armut

Hilfe im Leben – Diakonie Erlangen